Baden-Württemberg
bewußtsein der Privatkundschaft zeigte sich in der Einlagenverlagerung auf
Terminkonten und Namensschuidverschreibungen, die insgesamt um 4,8 Mrd
DM Zunahmen. Sichteinlagen von Unternehmen und privater Kundschaft nah
men um 357 Mio DM ab.
Konjunktureller Klimawechsel Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes vollzog sich im Gleichklang mit der
bundesdeutschen Konjunktur. Der Aufschwung der ersten Jahreshälfte verlor
im Weiterverlauf zunehmend an Dynamik, wenn auch infolge hoher Auftrags
bestände die Auslastung der Industriekapazitäten insgesamt noch zugenommen
hat. In den letzten drei Monaten des Berichtsjahres verschlechterte sich die
Lage. Die Arbeitslosenquote erreichte mit 0,6% der Beschäftigten am Jahres
ende wieder den Stand vom Januar und stieg in den beiden folgenden Monaten
auf 0,7 bzw. 1,0% weiter. Ab Oktober baute sich auch der Bestand an offenen
Stellen rapide ab. Die Zahl der Kurzarbeiter erhöhte sich ab November sprung
haft und belief sich zum Jahresende auf 16450 Personen.
Kräftige Exportsteigerung Der industrielle Gesamtumsatz wuchs um 11,4% auf 113,7 Mrd DM e^e gegen-
über dem Vorjahreszuwachs 7,5 beträchtliche Mehrleistung. Noch kräftiger
als der Inlandsumsatz 9,4%) wuchsen die Exporterlöse 19,1 deren
Anteil am Gesamtumsatz mit 22,1 seine bisherige Spitze erreichte. Mit diesem
Ergebnis hat Baden-Württemberg den zweiten Platz in der Ausfuhr der deut
schen Bundesländer gehalten.
Verbrauchsgüterindustrie Die durchschnittlichen Zuwachsziffern der Bundesrepublik wurden allerdings
im Konjunkturschatten weder in der Nettoproduktion noch im Umsatz und Auftragseingang erreicht. Es
fiel ins Gewicht, daß gerade stark vertretene Fertigungszweige des Landes wie
die Textil- und Bekleidungsindustrie, die Lederbranche sowie die Branchen
Musikinstrumente, Spiel- und Schmuckwaren im Konjunkturschatten lagen. Die
besondere Zusammensetzung der badisch-württembergischen Verbrauchsgüter
industrie bewirkte jedenfalls, daß das Wachstum dieses Bereiches mit 0,7%
besonders gering war und um ein Mehrfaches unter dem Bundesergebnis lag. Es
zeigte sich, daß die produktionsmäßig größten Industrien des Landes auch
Hauptträger der Ausfuhr waren, daß aber ein erheblicher Teil der traditionellen
Fertigungsbereiche hauptsächlich auf die Binnenkonjunktur angewiesen war und
in Anbetracht der beengten Ertragslage schnell auf die Klimaverschlechterung
reagierte; so gehörten rd. zwei Drittel der Kurzarbeiter am Jahresende zur
Textil- und Bekleidungsbranche.
Im übrigen bestätigte der Jahresverlauf 1973 erneut die Leistungsfähigkeit und
die Krisenfestigkeit der einheimischen Industrie; Weder in der Zahl der Betriebe
noch der Arbeitnehmer ergaben sich größere Verschiebungen. Die genannte,
weit unter dem Bundesdurchschnitt liegende Arbeitslosenziffer ist allerdings ein
Indiz dafür, daß bei erneuten Konjunkturaufschwüngen dem Wachstum vom
Arbeitskräftepotential her Grenzen gesetzt sein dürften.
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