Niedersachsen Arbeitsmarkt unter Strukturschwäche Vom konjunkturellen Abwärtstrend wurde Niedersachsen besonders frühzeitig und kräftig erfaßt. Schon Ende September übertraf die Arbeitslosenquote jene der offenen Stellen; sie überschritt gegen Jahresende 3% und erhöhte sich, ebenso wie die Zahl der Kurzarbeiter, im ersten Quartal des laufenden Jahres weiter. In dieser Entwicklung spiegelt sich das zwar von Jahr zu Jahr verbes serte, aber immer noch erhebliche Strukturgefälle im zweitgrößten Flächenland der Bundesrepublik wider. Erfolge in vielen Bereichen Die großen Wirtschaftsbereiche des Landes haben ihre Position gut gehalten. Die niedersächsische Landwirtschaft hat, vor allem wegen ihrer zahlreichen Veredelungsbetriebe, insgesamt gut abgeschnitten. Die Industrie arbeitete im Sog der Exportkonjunktur für Investitionsgüter, so daß im Großraum Hannover und in anderen Ballungszentren mit exportintensiven Industrien Auswirkungen des sinkenden Konjunkturtrends verdeckt wurden. Die stattliche Küsten schiffahrtsflotte Niedersachsens konnte sich bei guten Frachtraten und voller Tonnageauslastung von der Flaute vorangegangener Jahre erholen. Der Güter verkehr aller Seehäfen des Landes erbrachte Rekordziffern, wobei Emden mit einer Zunahme des Umschlagvolumens um 20,1 an erster Stelle lag, gefolgt von Nordenham mit 15,9%. Die Fremdenverkehrsbilanz der Kurorte, vor allem der Ostfriesischen Inseln und der ihnen vorgelagerten Küstenorte, fiel günstig aus. Sonderbelastung im Seefischfang Die niedersächsische Fischwirtschaft gehörte zu den Wirtschaftszweigen, denen das Jahr 1973 besondere Schwierigkeiten brachte. Seit Island am 1. September 1972 seine Schutzzone von 12 auf 50 Seemeilen ausdehnte, ist die Hochsee fischerei wichtiger Fanggebiete beraubt. Im Berichtsjahr kam als weitere große Belastung die Verteuerung des Betriebsstoffes hinzu. Sie wirkte sich, ebenso wie bei der für die Frischfischversorgung der niedersächsisch-bremischen See fischmärkte wichtigen Kutterflotte, dahin aus, daß ein weiteres Auslaufen ohne eine vom Bund gewährte Soforthilfe in Frage gestellt war. Ungünstiger Baumarkt Die rückläufige Beschäftigungslage in Niedersachsen ist wesentlich auch eine Folge der ungünstigen Entwicklung des Baumarktes. Die Situation war bis in das laufende Jahr hinein besonders im Nordwesten des Landes drückend und führte in den strukturschwachen Gebieten zu Arbeitslosenquoten, die weit über dem Landesdurchschnitt lagen. Eine Verbesserung der Lage ist in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres nicht eingetreten, wenn auch die aus dem Sonderprogramm des Bundes nach Niedersachsen fließenden 30 Mio DM für den Straßenbau und rd. 15 Mio DM für den sozialen Wohnungsbau Anreize zu einer Wiederbelebung des Baumarktes bieten werden. Besonderheiten im Außenhandel Die niedersächsische Industrie steigerte ihren Umsatz um 12,7% und übertraf damit die Zuwachsrate im Bund 12,1 Hierbei fiel das überdurchschnittliche Wachstum des Außenhandels ins Gewicht, dessen Exporte um 22,3% auf 17,4 Mrd DM und dessen Importe um 13,B auf 9,3 Mrd DM gestiegen waren. Mit diesen Ergebnissen war das Land am bundesdeutschen Außenhandel aus fuhrseitig mit 9,7 und einfuhrseitig mit 6,4 beteiligt. Einen besonderen 27

Rabobank Bronnenarchief

Geschäftsberichte Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt / ADCA Bank | 1973 | | pagina 33