Mehr ausländische Investitionen
Das Ringen um Geldwertstabilität
Schwieriges Bankenjahr
Stabilisierungsprogramm der
Bundesregierung
Als Ergebnis der langfristigen Kapitaltransaktionen mit dem Ausland verblieben
in der Bundesrepublik Kapitalzuflüsse in Höhe von 8,1 Mrd DM. Die Mittelzu
gänge konzentrierten sich auf die erste Jahreshälfte und nahmen ab Juli mit
der Wiedererstarkung des Dollars ab. Mehr als je zuvor engagierten sich aus
ländische Unternehmen mit Direktinvestitionen in der Bundesrepublik. Insge
samt investierten sie für 6,1 Mrd DM, wovon rd. 2 Mrd DM auf Investoren der
USA entfielen. Aber auch die Anlagen deutscher Firmen im Ausland nahmen
mit 5,6 Mrd DM kräftig zu.
Das zentrale Problem, mit dem sich die bundesdeutsche Wirtschaftspolitik zu
befassen hatte, war die Bekämpfung des sich 1973 fortsetzenden inflationären
Auftriebs. Die Bundesbank hielt das ganze Jahr hindurch an ihrem Restriktions
kurs mit Konsequenz und Härte fest. Vorrangiges Ziel ihrer monetären Bemühun
gen war zunächst die Dammbefestigung gegen inflationstreibende Devisenspring
fluten, deren Quellen sowohl die hohen Exportüberschüsse wie spekulative Geld
bewegungen waren. Die Voraussetzung für einen Erfolg wurde durch die Kurs
freigabe der Währung gegenüber dem Dollar geschaffen. Auf derselben Linie lag
die zweimalige Aufwertung der D-Mark (um 3 im März und um 5,5 im Juni)
innerhalb des Europäischen Währungsblocks. Die binnenwirtschaftliche Über
hitzung bekämpfte die Bundesbank durch Kreditverteuerung mittels einer Poli
tik des Hochzinses deshalb dreimalige Erhöhung des Diskontsatzes von
4,5 auf schließlich 7 und durch Liquiditätseinschränkung, insbesondere
durch mehrfaches Heraufsetzen der Mindestreservesätze und Einschränkung
des Refinanzierungsspielraumes der Banken. Zur Linderung extremer Engpässe
bediente sie sich dabei fallweise eines Instrumentariums der „Feinsteuerung“.
Die Maßnahmen der Bundesbank bewirkten, daß die freien Liquiditätsreserven
der Banken ab März praktisch erschöpft waren und auch in der Folgezeit in
nennenswertem Umfang nicht mehr entstehen konnten.
Für die bundesdeutsche Bankenwelt wurde damit 1973 das wohl schwierigste
Jahr der Nachkriegszeit. Auf dem Geldmarkt bewirkte die Reduzierung der Li
quiditätsreserven, daß die Tagesgeldsätze ab März im Monatsdurchschnitt
meist weit über dem Diskontsatz lagen, zeitweilig sogar in exotischen Höhen
bis zu 40 Parallel hierzu verlief die Entwicklung für Monats- und Dreimonats
geld, wobei sich Spitzensätze bis zu 16 herausbildeten. Auf dem Kapitalmarkt
ging der Nettoabsatz inländischer Rentenwerte von 35,0 Mrd DM auf 26,8 Mrd DM
zurück, wobei mehr als zwei Drittel des gesamten Volumens der Neuemissionen
auf die öffentliche Hand entfielen. Die Industrie, abgeschreckt von dem extrem
hohen Zinsniveau, das sich von 8 auf die bisher unerreichte Höhe von 10
hinaufgebildet hatte und erst gegen Jahresende auf 9,5 zurücksank, blieb
dem Anleihemarkt völlig fern.
Die Bundesregierung unterstützte die Restriktionspolitik der Bundesbank durch
umfassenden Flankenschutz im Rahmen des Außenwirtschaftsgesetzes und
erstmals im Februar durch Stabilitätsmaßnahmen fiskalpolitischer Natur. Ein
wirkungsvollerer Schritt folgte im Mai mit der Verabschiedung des zweiten Sta-