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Währungsproblem harrt der Lösung Anfang 1973 erhitzte sich das Währungsklima erneut. Als die mühsam gegen
die Dollarflut aufgerichteten Dämme wieder zu brechen drohten, griff die
Bundesregierung zu den drastischen Maßnahmen, die 23 des Außenwirtschafts
gesetzes bietet.
Auch nach der überraschend erfolgten zehnprozentigen Dollarabwertung vom
13. Februar 1973 und der Einführung des Europa-Floatings, das mit einer wei
teren dreiprozentigen Aufwertung der D-Mark verbunden war, hat sich das inter
nationale Währungsgeschehen keineswegs beruhigt. Zu einer gültigen Lösung
des anstehenden Währungsproblems bedarf es vielmehr grundlegender neuer
internationaler Vereinbarungen, die jedoch frühestens bei der IWF-Tagung im
Herbst getroffen werden können. Bis dahin wird man sich auf weitere Unruhen
einstellen müssen.
Die harte Restriktionspolitik der Bundesbank hatte zwangsläufig einen Anstieg
sowohl des kurzfristigen als auch des langfristigen Zinsniveaus im Gefolge.
Zwar zeigten die Kapitalzinsen bis zum Frühjahr 1972 eine eher sinkende Ten
denz. So betrug die Rendite festverzinslicher Wertpapiere im März im Durch
schnitt 7,4%, näherte sich jedoch gegen Ende des Berichtsjahres bereits wieder
9%. Zwischenzeitlich wurde diese Marke deutlich übertroffen.
Lebhaftes Börsengeschehen Am Aktienmarkt begann das Berichtsjahr überraschend freundlich. Bei lebhafter
Umsatztätigkeit und getragen von starkem ausländischen Interesse zogen die
Notierungen bis August um durchschnittlich 25% an. Danach geriet die Börse
zwar zunehmend in den Schatten der Währungskrise, dennoch verblieb im
Jahresvergleich ein Gewinn von knapp 15%. Auch 1973 nahm die Entwicklung
am deutschen Aktienmarkt einen lebhaften Auftakt. Erst die zunehmende Liqui
ditätsenge, die vor allem die Dispositionsmöglichkeiten des Berufshandels fühl
bar einengte, sowie der von der Bundesregierung verhängte Ausländerbann
dämpfte die Aufwärtsbewegung. Eine Aussage über die weitere Entwicklung
des Kursniveaus ist angesichts der Vielfalt der Unsicherheitsfaktoren kaum
möglich.
Inflationsbekämpfung nicht nur Mit der Verschärfung der außenwirtschaftlichen Absicherung ist erreicht wor
auf dem Rücken der Banken den, daß von außen kommende Inflationseinflüsse zurückgedrängt wurden.
Um so mehr ist es geboten, der hausgemachten Inflation entgegenzuwirken,
überläßt man allerdings der Bundesbank und den Kreditinstituten allein die
Bürde und Verantwortung für einen erfolgreichen Kampf gegen die Geldentwer
tung, kann die Hoffnung auf ein gutes Gelingen nur gering sein, denn es steht
außer Frage, daß mit kreditpolitischen Mitteln allein Stabilität nicht zu er
reichen ist. Die Ausgabengebarung der öffentlichen Hand und das Verhalten
der Tarifpartner sind in einem entscheidenden Maße bestimmend dafür, ob es
gelingt, die Geldwertminderung in erträgliche Dimensionen zurückzudrehen.
Es ist ein zwingendes Anliegen an alle, die in diesem Land politische und wirt
schaftliche Verantwortung tragen, den virulent werdenden inflationistischen
Tendenzen, die für Staat und Wirtschaft gleichermaßen existenzgefährdend
sind, entgegenzuwirken.