16 frV HIT Hoher Exportüberschuß Der Außenhandel der Bundesrepublik entwickelte sich trotz anhaltender Un sicherheit im Währungsbereich vorteilhaft. Die Zuwachsraten waren ansehnlich. Allein das Exportvolumen stieg um 9% an. Auch für das laufende Jahr ist an gesichts des zunehmenden Auftragseingangs aus dem Ausland mit einem an haltend günstigen Verlauf zu rechnen, so daß der Handelsbilanzüberschuß des Berichtsjahres in Höhe von mehr als 20 Milliarden DM im laufenden Jahr noch übertroffen werden könnte. Nicht zu verkennen ist jedoch, daß solche Über schüsse nahezu notwendig sind, um die wachsenden Defizite im Bereich Dienst leistungen und Übertragungen auszugleichen. So verursachte der Reiseverkehr bereits ein Minus von rund acht Milliarden DM. Hinzu kommen die Geld überweisungen in der BRD tätiger ausländischer Arbeitskräfte in ihre Heimat, die etwa sechs Milliarden DM betragen. Verstärkte außenwirtschaftliche Die Zahlungsbilanz wies zwar im Berichtsjahr mit rund 18 Milliarden DM wieder Absicherung einen sehr hohen Aktivsaldo aus. Allerdings war dafür fast ausschließlich der abnorme Kapitalzufluß aus dem Ausland während der ersten sieben Monate des Berichtsjahres verantwortlich. Nicht unerwartet war damit eine Entwicklung eingetreten, die Skeptiker hinsichtlich des Realignments von Washington be fürchtet hatten. Obwohl die Bundesbank durch eine Reihe einschneidender Maßnahmen Diskonterhöhungen, Bardepotpflicht, drastische Erhöhungen der Mindestreservesätze allgemein, insbesondere aber für Auslandsverbindlichkei ten und Kürzung der Rediskontkontingente den Zustrom von Auslandsgeld zu bremsen bzw. zu kompensieren versuchte, flossen immer neue Beträge zu. Die Pfundkrise im Sommer des vergangenen Jahres zwang dann sogar zu vorübergehender Schließung der Devisenbörsen. Es folgte eine Verschärfung der Bardepotpflicht und ein Verkaufsverbot inländischer Rentenwerte an Ge bietsfremde. Obwohl dieser obrigkeitliche Eingriff in den freien Kapitalverkehr aus grundsätzlichen Erwägungen umstritten blieb, ließ in der Folgezeit der Devisenzustrom nach. Bis Ende des Berichtsjahres flossen wieder rund 3,5 Mil liarden DM aus den Beständen der Bundesbank ins Ausland zurück. Bundesbank gewinnt Damit gewann die Bundesbank zunehmend an Spielraum für eine stärker an größeren Aktionsspielraum den inländischen Erfordernissen orientierte Geldpolitik, nämlich die Kredit expansion und das allzu starke Wachstum des Geldvolumens einzudämmen, um auf diese Weise zu versuchen, den Geldwertschwund zu bremsen. Im Ver folgen dieser Bemühungen setzte sie von Oktober an in fünf Etappen den Dis kontsatz von 3% auf 6% und den Lombardsatz von 4% auf 8% herauf. Ferner erhöhte sie im Berichtsjahr dreimal die Mindestreservesätze für Inlandsverbind lichkeiten, zweimal die Reservesätze und die Zuwachsreserve für Auslandsver bindlichkeiten, dreimal wurden die Rediskont-Kontingente um je 10% gekürzt, zwei weitere zehnprozentige Kürzungen wurden im Februar und April 1973 wirksam. Durch diese Maßnahmen wurde die Liquidität der Kreditinstitute emp findlich eingeschränkt. Erste Auswirkungen der restriktiven Bundesbankpolitik zeichneten sich gegen Ende des Berichtsjahres in einem Abflachen des Wachs tums des Geldvolumens ab. Im Frühjahr 1973 kam es sogar zu einer in der Nachkriegsgeschichte nicht gekannten Liquiditätsklemme, die den Zinssatz für Tagesgeld zeitweise auf fast 30% hinauftrieb.

Rabobank Bronnenarchief

Geschäftsberichte Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt / ADCA Bank | 1972 | | pagina 19