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Hoher Exportüberschuß Der Außenhandel der Bundesrepublik entwickelte sich trotz anhaltender Un
sicherheit im Währungsbereich vorteilhaft. Die Zuwachsraten waren ansehnlich.
Allein das Exportvolumen stieg um 9% an. Auch für das laufende Jahr ist an
gesichts des zunehmenden Auftragseingangs aus dem Ausland mit einem an
haltend günstigen Verlauf zu rechnen, so daß der Handelsbilanzüberschuß des
Berichtsjahres in Höhe von mehr als 20 Milliarden DM im laufenden Jahr noch
übertroffen werden könnte. Nicht zu verkennen ist jedoch, daß solche Über
schüsse nahezu notwendig sind, um die wachsenden Defizite im Bereich Dienst
leistungen und Übertragungen auszugleichen. So verursachte der Reiseverkehr
bereits ein Minus von rund acht Milliarden DM. Hinzu kommen die Geld
überweisungen in der BRD tätiger ausländischer Arbeitskräfte in ihre Heimat,
die etwa sechs Milliarden DM betragen.
Verstärkte außenwirtschaftliche Die Zahlungsbilanz wies zwar im Berichtsjahr mit rund 18 Milliarden DM wieder
Absicherung einen sehr hohen Aktivsaldo aus. Allerdings war dafür fast ausschließlich der
abnorme Kapitalzufluß aus dem Ausland während der ersten sieben Monate
des Berichtsjahres verantwortlich. Nicht unerwartet war damit eine Entwicklung
eingetreten, die Skeptiker hinsichtlich des Realignments von Washington be
fürchtet hatten. Obwohl die Bundesbank durch eine Reihe einschneidender
Maßnahmen Diskonterhöhungen, Bardepotpflicht, drastische Erhöhungen der
Mindestreservesätze allgemein, insbesondere aber für Auslandsverbindlichkei
ten und Kürzung der Rediskontkontingente den Zustrom von Auslandsgeld
zu bremsen bzw. zu kompensieren versuchte, flossen immer neue Beträge zu.
Die Pfundkrise im Sommer des vergangenen Jahres zwang dann sogar zu
vorübergehender Schließung der Devisenbörsen. Es folgte eine Verschärfung
der Bardepotpflicht und ein Verkaufsverbot inländischer Rentenwerte an Ge
bietsfremde. Obwohl dieser obrigkeitliche Eingriff in den freien Kapitalverkehr
aus grundsätzlichen Erwägungen umstritten blieb, ließ in der Folgezeit der
Devisenzustrom nach. Bis Ende des Berichtsjahres flossen wieder rund 3,5 Mil
liarden DM aus den Beständen der Bundesbank ins Ausland zurück.
Bundesbank gewinnt Damit gewann die Bundesbank zunehmend an Spielraum für eine stärker an
größeren Aktionsspielraum den inländischen Erfordernissen orientierte Geldpolitik, nämlich die Kredit
expansion und das allzu starke Wachstum des Geldvolumens einzudämmen,
um auf diese Weise zu versuchen, den Geldwertschwund zu bremsen. Im Ver
folgen dieser Bemühungen setzte sie von Oktober an in fünf Etappen den Dis
kontsatz von 3% auf 6% und den Lombardsatz von 4% auf 8% herauf. Ferner
erhöhte sie im Berichtsjahr dreimal die Mindestreservesätze für Inlandsverbind
lichkeiten, zweimal die Reservesätze und die Zuwachsreserve für Auslandsver
bindlichkeiten, dreimal wurden die Rediskont-Kontingente um je 10% gekürzt,
zwei weitere zehnprozentige Kürzungen wurden im Februar und April 1973
wirksam. Durch diese Maßnahmen wurde die Liquidität der Kreditinstitute emp
findlich eingeschränkt. Erste Auswirkungen der restriktiven Bundesbankpolitik
zeichneten sich gegen Ende des Berichtsjahres in einem Abflachen des Wachs
tums des Geldvolumens ab. Im Frühjahr 1973 kam es sogar zu einer in der
Nachkriegsgeschichte nicht gekannten Liquiditätsklemme, die den Zinssatz für
Tagesgeld zeitweise auf fast 30% hinauftrieb.