niii I ft T4 beschleunigte sich der Preisauftrieb in dieser Zeit von 1,6% auf 5,8%. Selbst die Vereinigten Staaten, denen es gelungen war, die Geldentwertung in den letzten zwei Jahren von 5,9% auf 3,2% herabzudrücken, sehen sich in jüngster Zeit wieder von einer intensiven Beschleunigung des Inflationsprozesses bedroht. Sparer hart betroffen Von der Geldentwertung besonders hart betroffen sind die Sparer, deren Zins erträge vielfach kaum noch ausreichen, die Wertminderungsrate zu kompen sieren. Wenn die Sparquote der privaten Haushalte dennoch im Berichtsjahr mit über 13% ihren bisher höchsten Stand erreichte, dann ist dies wohl über wiegend auf Sonderfaktoren zurückzuführen. Zu nennen sind hier insbesondere die Rückzahlung des Konjunkturzuschlages, das Vorziehen der Rentenerhöhung und die Erstattung von Krankenkassenbeiträgen an die Rentner. Dadurch sind den privaten Haushalten etwa 10 Milliarden DM zusätzlich zugeflossen. Vielfach nur Scheingewinne Je weiter die Geldentwertung fortschreitet, um so gravierender wird das Pro blem der Scheingewinne. Unzureichende Abschreibungsmöglichkeiten, die den stark steigenden Wiederbeschaffungskosten in keiner Weise Rechnung tragen, führen besonders in den kapitalintensiven Bereichen der Wirtschaft zu einem wachsenden Substanzverzehr, da auch Scheingewinne der vollen Besteuerung unterliegen. Aber nicht nur die Wirtschaft, auch die öffentliche Hand spürt zunehmend die überaus abträglichen Auswirkungen des Geldwertschwundes. Trotz überpropor tional steigender Steuereinnahmen bleiben in den öffentlichen Haushalten in folge rapide steigender Personal- und Sachkosten von Jahr zu Jahr relativ ge ringere Anteile für Investitionsausgaben übrig. Die Sachinvestitionen konnten daher im Berichtsjahr nur noch um 5,5% ausgeweitet werden gegenüber 14,5% im Jahr zuvor. Steigende Nominallöhne, Trotz eines beachtlichen nominalen Anstiegs von Löhnen und Gehältern, war sinkender Realeinkommenszuwachs die reale Einkommenssteigerung auch nicht annähernd gleichwertig und wird um so geringer sein, als neben der mit Lohnsteigerungen einhergehenden Teuerung zusätzlich Sozialabgaben und aus der Steuerprogression folgende höhere Lohn- und Einkommensteuern beansprucht werden. So dürften 1972 von der Lohn- und Gehaltssteigerung um durchschnittlich nominal 9% real nur knapp 3% und damit erheblich weniger als beispielsweise im Jahre 1968 verblieben sein, in dem die Löhne nur um 6,4% stiegen, der reale Zuwachs aber rund 5% betrug. Immer deutlicher zeigt sich, daß die anhaltende Geldentwertung ein Übel ist, das Wirtschaft und öffentliche Hand gleichermaßen bedroht und zudem eine nicht mehr zu übersehende unsoziale Komponente enthält. Bedenklich sind aber nicht nur die materiellen Einbußen und die zunehmende Verzerrung aller öko nomischen Proportionen, eher noch gefährlicher erscheint die desorganisierende Wirkung des Geldwertschwundes auf die Verhaltensweise der Bevölkerung, deren Handeln zunehmend von einer Inflationsmentalität bestimmt wird. Der energischen Bekämpfung der Geldentwertung als vorrangiges Ziel der Wirt schafts- und Finanzpolitik kommt daher höchste Bedeutung zu und ist auch dann vorbehaltlos zu bejahen, wenn von allen dafür Opfer verlangt werden müssen.

Rabobank Bronnenarchief

Geschäftsberichte Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt / ADCA Bank | 1972 | | pagina 17