Die neue D-Mark-Parität Unerwünschter Zahlungsbilanzüberschuß Deutliche Konjunkturabschwächung Mehr Arbeitslose und Kurzarbeiter Hohe Lohnsteigerungsrate Der neue, feste Wechselkurs der D-Mark zum Dollar wurde auf 3,22 DM (oberer Interventionspunkt 3,29 DM, unterer 3,15 DM) festgesetzt. Die Aufwertungsrate gegenüber dem Dollar betrug damit 13,6%. Die Situation für die deutsche Export wirtschaft verbesserte sich jedoch nicht unwesentlich durch die im Washingtoner Abkommen vereinbarte Anpassung auch anderer Währungen, so daß der gewo gene Aufwertungssatz der D-Mark gegenüber den EWG-Ländern nur noch 3,5 Pro zent (vor der Washingtoner Konferenz 6 Prozent) und gegenüber der übrigen Welt 6,5 (vorher 7,5) Prozent beträgt. Trotz der aus der Währungsunsicherheit resultierenden nachhaltigen Belastung konnte die deutsche Exportwirtschaft ihre Position gut behaupten. Gegenüber dem Vorjahr (10,7 vH) betrug die Zuwachsrate noch 8,8 vH. Dieses relativ günstige Er gebnis beruht allerdings zum Teil auf noch weiter zurückliegenden Auftragsbestän den. In der zweiten Jahreshälfte schwächte sich der Bestelleingang aus dem Aus land deutlich ab. Dennoch wurde auch 1971 wieder ein Überschuß in der Handels bilanz von 15,9 (im Vorjahr 15,7) Milliarden DM erzielt, der jedoch aufgezehrt wurde von Ausgaben in anderen Bereichen der Leistungsbilanz (Gastarbeiterüber weisungen rd. 5,6 Mrd DM sowie Reisedevisen rd. 7,2 Mrd DM). Wenn die deutsche Zahlungsbilanz 1971 trotzdem einen Überschuß von rund 17 Milliarden DM auswies, so wurde dieses Ergebnis nahezu ausschließlich bestimmt von Zuflüssen kurzfristiger und spekulativ gefärbter Auslandsgelder. Hatte der erdrückende Zustrom von Auslandsliquidität bisher dazu geführt, daß konjunkturberuhigende Maßnahmen aus dieser Richtung fortwährend unterlaufen wurden, kam mit der Freigabe des Wechselkurses der D-Mark erstmalig eine ge genläufige Bewegung in Gang. Kurzfristig flossen Auslandsgelder in einer Größen ordnung von rund 3 Milliarden DM aus der Bundesrepublik ab. Gleichzeitig wur den Anzeichen eines sich verändernden konjunkturellen Klimas in der Bundes republik sichtbar. Sowohl das reale Sozialprodukt als auch die Industrieproduktion lagen im letzten Quartal 1971 niedriger als in der gleichen Zeit des Vorjahres, wozu allerdings auch der Tarifstreit in einem Teil der Metallindustrie beigetragen haben mag. Entscheidend indes war die nachlassende Investitionstätigkeit der Wirtschaft. So war die Nachfrage nach Ausrüstungsgütern Ende 1971 wertmäßig um 4 vH und dem Volumen nach um 8 vH niedriger als vor einem Jahr. Dämpfend wirkte auch der Rückgang der Auslandsaufträge um rd. 3 vH. Erstmalig seit drei Jahren zeichnete sich auch auf dem Arbeitsmarkt eine leichte Entspannung ab. Die Arbeitslosenquote betrug im letzten Quartal 1971 rund 1 vH gegen 0,6 vH in der gleichen Vorjahreszeit. Die Zahl der Kurzarbeiter erhöhte sich bis Jahresende auf rund 300 000 gegen nur etwa 60 000 im Jahr zuvor, während zugleich die Zahl der offenen Stellen von 600003 auf 438 000 zurückging. Dieser sich deutlich stärker abzeichnende Konjunkturabschwung brachte auch eine Beruhigung an der Tariffront. Für das Jahr 1971 insgesamt ergibt sich immer noch ein gegenüber 1970 um 11,9 vH höheres Lohn- und Gehaltsniveau, obwohl im letzten Quartal die Zuwachsrate »nur« noch 9,8 vH betrug. Auch die in der Zeit um die Jahreswende neu abgeschlossenen Tarifverträge für 1972 dürften alles in

Rabobank Bronnenarchief

Geschäftsberichte Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt / ADCA Bank | 1971 | | pagina 9