r Baisse und Hausse am Aktienmarkt Hochverzinsliche Rentenwerte gesucht Unterschiedliche Ertragslage in der Kreditwirtschaft Hohe Geldbeschaffungskosten Kostenentwicklung in der Kreditwirtschaft Wirtschaftliche Entwicklung im Jahre 1972 Der in der zweiten Hälfte des Berichtsjahres sich in der Wirtschaft ausbreitende Pessimismus wich Anfang 1972 wieder einer etwas zuversichtlicheren Beurteilung der weiteren Aussichten. Deutlich spiegelte sich diese Entwicklung an den Aktien märkten wider. In den ersten drei Monaten 1971 registrierte der FAZ-Aktienindex einen Kursanstieg von 187 auf 223. Danach begann eine Talfahrt, die am 8. No vember 1971 mit einem Indexstand von 175 ihren tiefsten Punkt erreichte. Es folgte eine neuerliche Erholung mit einer Indexsteigerung auf 198 Punkte am 31. Dezem ber 1971 und bis auf 233,97 Punkte am 14. April 1972. Auch am Rentenmarkt begann das Jahr 1971 recht erfreulich. Die Nachfrage war so groß, daß im Januar der Nominalzins für öffentliche Anleihen von 8 auf 7,5 Prozent zurückgenommen werden konnte. Aber diese Periode abfallenden Zinses war nur von kurzer Dauer; der Sommer brachte eine Rückkehr zum Ach tp rozen ter. Die Nachfrage nach diesen Papieren stieg im Herbst so erheblich an, daß eine neuerliche Rücknahme des Zinses auf 7% vH im November 71 und 7,5 vH im Januar 72 möglich war. Die im Februar und März d.J. mit nur noch einem Zins von 7 vH ausgestatteten Titel fanden jedoch nur noch mit Abschlägen einen Markt. Damit ist der Rentenmarkt erneut mit einer starken Unsicherheit hinsichtlich der Zinsentwicklung belastet. Der gesamte Netto-Absatz an Festverzinslichen erreichte im Berichtsjahr 19,4 Mil liarden DM gegenüber nur 15>4 Milliarden OM im Jahre 1970. Für die Kreditwirtschaft hat das Jahr 1971 allgemein gute Ergebnisse gebracht. Allerdings ist nicht zu verkennen, daß Sondereinflüsse nachhaltig dazu beigetragen haben. Insbesondere waren es die Bereiche »Devisen- und Effektengeschäft«, die den hierin besonders stark engagierten Instituten gegenüber den stark gestiegenen Kosten spürbaren Ertragsausgleich gebracht haben. Das Berichtsjahr stand weitgehend im Zeichen hoher Geldbeschaffungskosten. So wohl bei der Wirtschaft als auch bei privaten Anlegern machte sich ein zunehmen des Zinsbewußtsein bemerkbar, das zu einer erheblichen Verschärfung der Markt situation im Passiv- Geschäft beigetragen hat. Ernste Sorgen bereitet der zunehmende Kostendruck in der gesamten Kreditwirt schaft. Sowohl im Personal- als auch im Bereich der Sachkosten sind Rationalisie rungsmöglichkeiten nur noch in sehr bescheidenem Umfang und dann auch nur durch bedeutende, im Verhältnis zum Erfolg kaum noch zu vertretende, Investiti onen möglich. Gebührenerhöhungen in vielen Bereichen erscheinen daher unab weisbar notwendig. In den ersten Monaten des laufenden Jahres hat die pessimistische Einstellung des vergangenen Jahres einem leichten Optimismus Platz gemacht. Ob die Erwartungen der Wirtschaft indes gerechtfertigt sind, hängt mehr denn je auch von grundsätzli chen politischen, insbesondere gesellschaftspolitischen Entscheidungen in der nähe ren Zukunft ab. 10

Rabobank Bronnenarchief

Geschäftsberichte Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt / ADCA Bank | 1971 | | pagina 11