Bericht des Vorstandes.
Für das Geschäftsjahr 1930 bringen wir die Dividende mit 5%> in Vorschlag gegen
über 8°/o für 1929.
In unserem Geschäftsbericht für 1928 schrieben wir, daß man an einem gewissen Opti
mismus, ohne den ja letzten Endes wirtschaftliches Arbeiten überhaupt nicht denkbar sei,
festhalten könne, sofern nur zwei Voraussetzungen erfüllt würden, nämlich eine erträgliche
Gestaltung der Kriegstributzahlungen und ein den Bedürfnissen der Wirtschaft Rechnung
tragendes Verfahren auf dem Gebiete der Steuern, sozialen Lasten und Lohnfragen.
Man wird nicht behaupten können, daß diese beiden Voraussetzungen in der seither
verflossenen Zeit auch nur annähernd erfüllt wären. Die gegenüber dem Dawes-Plan durch
den Young-Plan eingetretene Erleichterung ist zu geringfügig, als daß sie irgendwie nennens
wert ins Gewicht fiele. Und ebenso ist von einer durchgreifenden Änderung auf dem Ge
biete der Steuern, sozialen Lasten und Lohnfragen wenig zu bemerken. In der freien Wirt
schaft früherer Zeiten war es ein zwangsläufiges Gesetz, daß bei steigender Konjunktur die
Löhne anzogen, bei rückgängiger Konjunktur fielen. In der heutigen Zeit der gebundenen
Wirtschaft, wie wir sie in Deutschland haben, wurde in den günstigeren Jahren der Anstieg
der Löhne übermäßig gefördert; jetzt wird umgekehrt der erforderliche Rückgang der Löhne
nach Möglichkeit gehemmt.
Es wäre falsch, die Augen vor der Tatsache verschließen zu wollen, daß die allgemeine
Weltwirtschaftskrisis und die spezielle scharfe Krisis der Wirtschaft in Deutschland natur
gemäß auch das deutsche Bankgewerbe berühren. Die enge Verbundenheit zwischen den
übrigen Wirtschaftskreisen, insbesondere der Industrie, und den Banken, wie sie gerade für
deutsche Banken in besonderem Maße gegeben ist, mußte sich zwangsläufig auf die Ertrag
nisse des Bankgewerbes auswirken. Die Effekten- und Konsortialbestände erforderten nicht
unerhebliche Abwertungen. Und Verluste im Kreditgeschäft waren in Anbetracht der zahl
reichen Zahlungsschwierigkeiten unvermeidlich. Auf der anderen Seite kamen im allgemeinen
für die deutschen Banken in 1930 Einnahmen nur aus dem Kontokorrentgeschäft in Betracht.
Diese Einnahmen aus Zinsen und Provisionen gingen im Zusammenhang mit der durch den
Niedergang der Wirtschaft bedingten Verringerung der Umsätze zurück. Jedenfalls lag es
für 1930 so, daß die Zinsmarge, an der allein die Banken im Gegensatz zu der immer
noch weitverbreiteten Auffassung,-wonach die Banken an hohen. Zinssätzen interessiert