Die private Wirtschaft hat, vor die harte Notwendigkeit gestellt, entweder in spar
samster Weise zu wirtschaften oder unterzugehen, mit Energie den ersteren Weg beschritten.
Die öffentliche Wirtschaft setzt nach wie vor den ihr gebotenen bequemeren Weg fort,
„großzügig“ zu verfahren und rücksichtslos der privaten Wirtschaft immer wieder neue
Lasten aufzubürden. Nimmt man hinzu, daß das neue Jahr eine wachsende soziale Spannung
bringen wird mehr als 200 Tarifverträge stehen demnächst vor der Kündigung so
hält es in Anbetracht der geschilderten Umstände, sowie der Neigung maßgebender Stellen,
die bei jeder Kündigung eines Tarifvertrages geltend gemachten Forderungen auf Lohn
erhöhung und Arbeitszeitverkürzung mehr oder minder ausnahmslos zu unterstützen, schwer,
optimistisch in die nähere Zukunft zu blicken. Jedenfalls würden sich das Reichs-
wirtschaftsministerium und das Reichsarbeitsministerium sowohl um die deutsche Wirt
schaft wie auch insbesondere um die deutschen Angestellten und Arbeiter wesentlich mehr
Verdienste erwerben, wenn sie, statt dem Projekt einer besonderen Exportbank nachzugehen
bzw. die Tendenz steigender Löhne und Gehälter durch Schiedssprüche und Verbindlich
keitserklärungen in entschiedenster Weise zu fördern, ihre Kräfte und ihren Einfluß vereinigen
würden, um gemeinsam dahin zu wirken, daß im Wege durchaus möglicher Sparsamkeits
maßnahmen eine wesentliche Erleichterung des Steuerdrucks herbeigeführt wird.
Wir lassen nunmehr Einzelheiten über unseren Abschluß folgen.
Die bereits erwähnte erfreuliche Entwicklung des Geschäftes bei unserer Bank kommt
sowohl in der Steigerung des Umsatzes der Gesamtumsatz von einer Seite des Haupt
buches stellte sich in 1927 auf R Jl 20,365 Milliarden gegen R<M 15,880 Milliarden in 1926
wie insbesondere auch in der Steigerung der Debitoren und Kreditoren zum Ausdruck.
Die fremden Mittel erhöhten sich um rund RdH, 72 Millionen, die Debitoren in laufender
Rechnung um RcH 48 Millionen. Die Warenvorschüsse stiegen infolge der besonderen Pflege
des Im- und Exportgeschäftes um Roft 29,5 Millionen, während sich die Lombards und
Reports, die sich bei unserer Bank stets in mäßigen Grenzen gehalten haben, um reichlich
RcM 1 Milhon erniedrigten. In diesen Ziffern sowie auch in der Steigerung des Akzept
kontos um rund RdH 14 Millionen kommt die starke Ausdehnung des Konto-Korrent-Geschäftes
zum Ausdruck, die sich insbesondere auch bezieht auf das von uns, den Bedürfnissen der
Industrie unseres Arbeitsgebietes entsprechend, besonders gepflegte Remboursgeschäft. Die
Bestände auf Kassa-Konto und Giro-Konto erfuhren gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung
um rund RdH 6,5 Millionen, die Wechselbestände um rund RJt 10 Millionen und die Nostro-
guthaben um rund R5,5 Milhonen.
Die Unsicherheit der ganzen Wirtschaftslage in Deutschland machte sich naturgemäß
auch durch Verluste auf Debitoren bemerkbar. Wenngleich solche Verluste, die bei einem
ausgedehnten Konto-Korrent-Geschäft unvermeidbar sind, sich auch im abgelaufenen-Jahre
in erträglichen Grenzen hielten, so muß doch festgestellt werden, daß die Konditionen im
Konto-Korrent-Geschäft in keiner Weise ausreichend sind, um die Risikoprämie, welche
Kreditbanken notwendigerweise einkalkulieren müssen, zu decken.
Das Eflfekten-Konto zeigt eine nicht unwesentliche Erhöhung. Sie steht in der Haupt
sache im Zusammenhang mit dem Erwerb einiger größerer Aktienposten uns nahestehender
erster Unternehmungen. Auch das Konsortial-Geschäfte-Konto zeigt eine, wenn auch weniger
bedeutende Steigerung.