Bericht des Vorstandes.
Wir beantragen für das Geschäftsjahr 1927 die-Verteilung einer Dividende von 10%
auf das im Januar 1927 auf nom. Rö# 40 Millionen erhöhte Aktienkapital (Vorjahr 10%
auf Rc/d 26 Millionen). Das aus der Kapitalserhöhung erzielte Agio ist dem gesetzlichen
Reservefonds zugeflossen. Dieser beläuft sich nunmehr auf 9 800 000. Zuzüglich des
außerordentlichen Reservefonds von H&/K 1200000 stellen sich die offenen Reserven unserer
Bank damit auf R11 Millionen.
Das Jahr 1927, welches auch unserem Institut, wie aus den Abschlußziffern ersichtlich,
eine erfreuliche Weiterentwicklung brachte, verlief im allgemeinen für die deutsche Wirt
schaft, soweit Handel und Industrie in Betracht kommen, nicht unbefriedigend. Um so un
günstiger gestaltete sich die Lage der Landwirtschaft, die schwer um ihre Existenz kämpft
und deren Ausfall als zahlungsfähiger Abnehmer sich in steigendem Maße bemerkbar macht.
Die Industrie war im abgelaufenen Jahre im allgemeinen ausreichend beschäftigt. Ins
besondere gilt dies für die für unser engeres Arbeitsgebiet bedeutungsvolle Textilindustrie,
die über reichliche Aufträge zu meist ausreichenden Preisen verfügte. Im übrigen zeigte
aber gerade das Jahr 1927, wie weit wir noch von einer wirklichen Konsolidierung der Ver
hältnisse entfernt sind. Zweifellos ist im Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft viel erreicht
und viel geleistet worden. Aber die Unsicherheit der ganzen Verhältnisse machte sich ge
rade im abgelaufenen Jahre in verschiedener Hinsicht eklatant bemerkbar. Die übertriebene
Hausse an der Börse, wie sie in den ersten Monaten des Jahres 1927 herrschte, machte
nach den bekannten Mai-Ereignissen einer großen Unsicherheit Platz, um schließlich in der
zweiten Hälfte des Jahres in einer dauernden Stagnation zu enden. Die sinkende Tendenz
der Zinssätze in Deutschland erlitt, nicht unbeeinflußt durch das Experiment der Aus
gabe einer öprozentigen Reichsanleihe, eine plötzliche Unterbrechung. Die Reichsbank
erhöhte am 10. Juni 1927 den Diskontsatz von 5% auf 6%, um am 4. Oktober 1927 eine
weitere Erhöhung auf 7% folgen zu lassen. Der stark passive Stand der deutschen Handels
bilanz für 1927 ruft, mögen auch mancherlei besondere Umstände mitsprechen, auf alle
Fälle ein recht unbehagliches Gefühl hervor. Wie schwierig sich die weltwirtschaftliche
Stellung Deutschlands gestaltet hat, geht auch daraus hervor, daß Deutschland mit einer
Gesamtausfuhr von 10,2 Milliarden Reichsmark im Jahre 1927 um 100% von den U. S. A.
und um 50% von England übertroffen wird, während noch 1913 alle drei Länder zahlen
mäßig eine ungefähr gleichgroße Ausfuhr hatten.
Bei den vielfachen Erörterungen über die Gestaltung des deutschen Aktienwesens trat
im abgelaufenen Jahre die Forderung nach verstärkter Publizität besonders hervor. Diese
Forderung kann, soweit sie nicht auf die Preisgabe von Einzelheiten hinauskommt, welche
aus geschäftlichen Rücksichten (insbesondere unter internationalen Gesichtspunkten) unbedingt