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2,75 Milliarden ReM hauptsächlich kurzfristiger Verpflichtungen an das Ausland zu diesem
Zweck herangezogen werden mußten. Andererseits gilt es jedoch zu beachten, daß ver
glichen mit dem Gegenwartswert der zusätzlich erarbeiteten Kapitalmenge des Jahres 1913
in Höhe von zirka 12 Milliarden dl der Kapitalgewinn des Jahres 1926 mit reichlich
6 Milliarden Rdl kaum ausreichen dürfte, um die durch die Bevölkerungszunahme bedingte
Erweiterung der Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland im Ausmaß der Vorkriegszeit aufrecht
zuerhalten; hierfür wurden bereits 1913 rund 6 Milliarden dl benötigt, was einem Gegenwarts
wert von zirka 8 Milliarden Rdl entspricht. Mit einer starken Steigerung des Kreditbedürf
nisses muß daher in absehbarer Zeit gerechnet werden, so daß der Geldmarkt, der im Berichts
jahr unter einem scharfen Nachgeben der Zinssätze von einer zunehmenden Flüssigkeit be
herrscht war, größte Aufmerksamkeit verdient, zumal die in Verbindung mit der Begebung
einer nur 5%igen Reichsanleihe im Februar 1927 eingetretene Verknappung der am freien
Markt verfügbaren Mittel es zumindest fraglich erscheinen läßt, ob die für unsere Wirt
schaft sicherlich wünschenswerte Zinsverbilligung zunächst voll aufrechterhalten werden kann.
Auf die Gestaltung des Inlandsmarktes blieb im Berichtsjahr die mangelnde Kaufkraft
weiter Kreise von ausschlaggebendem Einfluß.
Die schwierige Lage der Wirtschaft veranlaßte die Reichsregierung im Verlauf des
Jahres wiederholt, ihre Bereitwilligkeit zu erklären, nicht nur eine steuerliche Entlastung
eintreten zu lassen, sondern auch einer vollen Entfaltung der wirtschaftlichen Kräfte größeren
Spielraum zu gewähren, ohne daß abgesehen von einigen Steuererleichterungen, wie sie
u. a. die Ermäßigung der Umsatzsteuern darstellt eine grundlegende Lockerung des
schweren Abgabendruckes vorgenommen wurde. Das gleiche gilt für die Verteilung der
sozialen Lasten, die in der Hauptsache von der Wirtschaft getragen werden und deren Aus
maß schließlich unter Schwächung der Selbstverantwortlichkeit des Einzelnen die Kraft der
Gesamtheit schwer schädigen muß.
Auch in unserem engeren Arbeitsgebiet machte sich der Aufschwung der deutschen
Wirtschaft in 1926 geltend. Eine erhebliche Inanspruchnahme unserer Bank ergab sich
aus der im Laufe des Jahres 1926 einsetzenden intensiven Beschäftigung der in unserem
Arbeitsgebiet besonders stark vertretenen Textilindustrie. Im Zusammenhang hiermit er
scheinen trotz des Preisrückganges einiger wichtiger Rohstoffe die Remboursverpflichtungen
in unserer Bilanz mit über Rdl 20 000000 um zirka Rdl l1/* Millionen höher als Ende 1925.
Im neuen Jahr war ein weiteres erhebliches Anwachsen zu verzeichnen. Sowohl für die
Finanzierung von Exporten wie von Importen benutzen wir die Vermittlung unserer Ge
schäftsfreunde in London und New York, zum Teil auch in Amsterdam und der Schweiz.
Wenn wir in 1926 der Entwicklung des Remboursgeschäftes, das wir seit Jahren besonders
pflegen, unsere intensive Aufmerksamkeit zugewendet haben, so gilt dies in gleicher Weise
hinsichtlich des Auslandsgeschäftes überhaupt. Wir vermittelten u. a. die 7 °/0ige amerikanische
Dollaranleihe für die Stadt Leipzig in Höhe von 5000000 und konnten auch durch
unsere ausländischen Beziehungen unseren Geschäftsfreunden erhebliche ausländische Mittel
beschaffen. An den Krediten, welche zur Finanzierung des Exports nach Rußland unter
teilweiser Garantie des Reiches und der Länder gewährt werden, haben wir uns beteiligt.
Die Erträgnisse des Devisengeschäftes weisen zwar auch im Berichtsjahr einen Rück
gang gegenüber den Vorjahren aus zufolge der fortschreitenden Stabilisierung der europäischen
Währungen, durch die das Arbeitsfeld in diesem Geschäftszweige stark eingeschränkt wird.