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des Jahres 1926 annähernd die Höhe der Umsätze des Jahres 1913 wieder erreicht hat, daß
aber die Stückzahl der Einlieferungen des Jahres 1926 die Vorkriegsstückzahl um mehr
als das Vierfache übertrifft. Nicht genug hervorgehoben werden kann ferner der Umstand,
daß die deutschen Banken, im Gegensatz zu den Vorkriegsverhältnissen, den wichtigsten
Posten ihrer Unkosten, die Gehälter, nicht mehr ihrerseits zu regeln haben, sondern daß
ihnen diese in der Hauptsache von dritter Seite diktiert werden. Während der Student der
Nationalökonomie früher als eine der ersten Maximen lernte, daß zwischen der privaten Wirt
schaft und der öffentlichen Wirtschaft ein grundlegender Unterschied dahingehend bestehe,
daß hei Reich, Staaten und Gemeinden sich in der Hauptsache die Einnahmen nach den Aus
gaben, dagegen in der privaten Wirtschaft sich die Ausgaben nach den Einnahmen zu richten
hätten, ist dieser grundsätzliche Gesichtspunkt, soweit es sich um Gehälter und Löhne
handelt, heute für die privaten Unternehmungen in das Gegenteil verkehrt worden. Wenn
der Staat der privaten Wirtschaft die Höhe der Gehälter und Löhne vorschreibt, so darf
man sich andererseits an den betreffenden Stellen auch nicht darüber wundern, wenn unter
dem Gesetze der harten Notwendigkeit die private Wirtschaft darauf angewiesen ist, neben
dem Bestreben, auf anderen Gebieten an Unkosten zu sparen, auch auf eine entsprechende
Steigerung ihrer Einnahmen bedacht zu sein. Schließlich muß berücksichtigt werden, daß
die wirtschaftlichen Verhältnisse Deutschlands immer noch nach mancher Richtung hin
unklar und schwierig liegen, so daß insbesondere für das Konto-Korrent-Geschäft Risiken
in einem die Vorkriegszeit stark übersteigenden Umfange gegeben sind.
Dabei soll gewiß nicht verkannt werden, daß in 1926 eine erhebliche Konsolidierung
in der deutschen Wirtschaft Platz gegriffen hat.
Im Jahre 1926 ergab sich für unser Wirtschaftsleben insofern eine Wandlung, als
es gelang, die schwere Depression, die noch in den ersten Monaten herrschte, zu über
winden und eine Geschäftsbelebung herbeizuführen, die, ausgehend vom Geldmarkt und der
Montanindustrie, auf fast alle Wirtschaftszweige Übergriff. Für diese Entwicklung waren
allerdings in erster Linie äußere Momente, wie die zunehmende Kapitalbeteiligung des Aus
landes und die weltwirtschaftlichen Auswirkungen des englischen Bergarbeiterstreikes, maß
gebend. Es wird also erst der Verlauf des Jahres 1927 zeigen, wieweit die aus der Not
lage heraus entstandene innere Umstellung der deutschen Wirtschaft aus eigener Kraft
Dauererfolge zeitigen kann. Bei den Bestrebungen, die Aufnahme ausländischen Kapi
tals in Rücksicht auf die wachsende Zinsen- und Amortisationslast einzuschränken, darf
nicht übersehen werden, daß ohne diesen Kapitalzufluß aus dem Ausland die großzügige
Durchführung stärkerer Konzentration und verbesserter Betriebsleistungen der deutschen
Wirtschaft kaum möglich gewesen wäre, und daß angesichts der immer schwieriger wer
denden Lage in den Übergangsmonaten 1925/26 voraussichtlich eine große Anzahl von Unter
nehmen, die heute als Träger des Wiederaufbaues gelten, zu vorzeitiger Arbeitseinstellung
hätte schreiten müssen. Zwar zeigte sich im Verlaufe des Jahres 1926 eine zunehmende
Kräftigung des inländischen Kapitalmarktes, die darin zum Ausdruck kam, daß gegenüber
den nur rund 1,5 Milliarden RoÄ des Jahres 1925 annähernd 4,5 Milliarden RJl in Form
von Aktien- und Obligationenübemahme zur Verfügung gestellt werden konnten. Auch darf
man wohl annehmen, daß außer den 1,7 Milharden Kofi langfristig hereingenommener Aus
landsgelder zum Ausgleich der Zahlungsbilanz kaum weitere Kapitalzufuhr benötigt wurde,
während im Jahre 1925 neben 1,2 Milliarden YicM ausländischer Anleihen noch etwa