Bericht des Vorstandes.
AVie für die gesamte deutsche Wirtschaft, so stellt sich auch für die deutschen Banken
das Jahr 1925 als ein außerordentlich schweres Jahr dar. Was man diesem Jahre wird nach
rühmen dürfen, ist immerhin die Tatsache, daß die Entwicklung, welche die deutsche Wirt
schaft in 1925 genommen hat, schließlich auch den in Deutschland regierenden Stellen die
Überzeugung verschafft hat, daß es schlechterdings so nicht weitergeht. Das Rezept, nach
welchem man verfuhr, indem man die durch Krieg und Inflation in ihren Grundlagen erschütterte
deutsche Wirtschaft dadurch wieder auf die Beine zu stellen versuchte, daß man ihr ver
vielfachte Steuern und soziale Abgaben aufbürdete, dürfte allseitig als ungeeignet erkannt
sein. Und die neuerdings angekündigten, bzw. eingeleiteten Maßnahmen der Regierung zwecks
Milderung der steuerlichen Belastung werden, wenn sie auch reichlich spät, für viele zu spät,
kommen, hoffentlich dazu beitragen, daß die gegenwärtig in Deutschland herrschende Wirt
schaftskrise in absehbarer Zeit überwunden wird. Wenn dieser Krisis in der Regel der
Charakter des Reinigungsprozesses zugesprochen wird, so ist dies sicher in gewissem Umfange
zutreffend. Andererseits läßt sich zweifellos nicht verkennen, daß der Krisis keineswegs aus
schließlich „Inflationsblüten“ und Unternehmungen zum Opfer gefallen sind, welche technisch
zurückgeblieben waren oder sonst Mängel in ihrer Leitung aufwiesen. Vielmehr wirkt sich
die Krisié in immer steigendem Maße auch auf Unternehmungen aus, welche gut geleitet,
gut fundiert und an sich durchaus lebensfähig sind, die aber andererseits bei dem geringen
Verdienst, den zahlreiche Artikel heute nur lassen, die ihnen auferlegten Steuern und Lasten
nicht zu tragen vermögen. Und es hat nicht gerade etwas Tröstliches an sich, wenn sich
bei Zusammenbrüchen von Konzernen und Gesellschaften immer wieder zeigt, daß es in erster
Linie Reich, Länder und Gemeinden sind, welche mit Hilfe der in übertriebener Weise ein-
gezogenen Steuern in der Lage gewesen sind, aus Liquidationsmassen Teile für sich oder
ihnen nahestehende Gesellschaften käuflich zu erwerben und damit den Interessenkreis der
öffentlichen Hand zu Lasten der Privatwirtschaft zu vergrößern.
Leider müssen wir, wie schon im Vorjahre, auch jetzt wieder daraufhinweisen, daß in
unserem engeren Arbeitsgebiete, dem Land Sachsen, eine weitgehende Tendenz besteht, die
Wirtschaft in besonders starkem Ausmaße mit Steuern und Gebühren zu beschweren. Wir
verweisen nur auf die kürzlich eingeleiteten, glücklicherweise zunächst gescheiterten Be
strebungen einzelner Parteien des sächsischen Landtages, die sächsische Gewerbesteuer gegen
über den von der Regierung geplanten, an sich schon recht empfindlichen Sätzen in schärfster,
für die sächsische Wirtschaft durchaus untragbarer Weise heraufzuschrauben. Man sollte
sich in allen Kreisen der sächsischen Bevölkerung und ihrer berufenen Vertreter darüber